No Roots - Alice Merton
Die wunderbare Musik ist die erste Welt, in der ich nach Erklärung des Begriffes „Heimat“ recherchiere. Dazu werde ich Euch immer wieder Songs, meist aus unterschiedlichen Genres, vorstellen und für Euch genauer beleuchten. Wir schauen hinter die Kulissen der Lyrics und finden so Stück für Stück immer mehr Bedeutungen für den Heimatbegriff.
„I’ve got no roots!“ schallte es 2016 aus allen Lautsprechern und Kopfhörern, als Alice Merton ihre Debüt-Single in die Charts katapultierte. Schnell wanderte der Songs in unsere Favorites-Playlist und er durfte auf keiner ordentlichen Party mehr fehlen. Musikalisch gesehen ist er eher traditionell, aber sicher gebaut: Mit tanzbaren Rhythmen, die aber die Emotionen der Lyrics nicht vernachlässigen, schafft Alice Merton einen starken Mix aus Lana del Rey und Fleetwood Mac - und kreiert so ihren Sound.
Hintergrund-Check
So, jetzt aber mal von Anfang an. Who is Alice Merton? Wir blicken gemeinsam auf ihre prä-No Roots-Zeit:
Als Tochter einer Deutschen und eines Iren wurde sie in Frankfurt geboren und wuchs zeitweilig in New York und Ontario auf, bevor sie mit 13 Jahren gemeinsam mit ihrer Familie wieder in Deutschland Fuß fasste. Den Schulabschluss erhielt Alice dann in England; doch kurze Zeit später zog es sie wieder in deutsche Gefilde - genauer gesagt nach Augsburg. Überlegt Euch mal, wieviele Schlüssel sie da an einem Schlüsselbund gehabt hat - nur so ein kleiner Gedanke von mir nebenbei. Nachdem sie dort herausfand, dass der Studiengang Wirtschafswissenschaften nichts für sie ist, ging es weiter nach Mannheim an die Popakademie. 2013 hielt sie dann stolz ihren Abschluss in Popmusikdesign (Komposition/Songwriting) in der Hand und konnte endlich in die Welt der Musik abtauchen.
Der erste kleine Meilenstein ließ nicht lange auf sich warten: 2015 wirkte Alice als Songwriterin der Band Fahrenhaidt am damaligen Album mit. Angekommen im Jahr 2016 überschlugen sich die Ereignisse in der noch frischen Karriere von Miss Merton. Zunächst gewann sie den Bundesförderungspreis Jugend kulturell in der Kategorie Acoustic Pop und kurz darauf gründete sie gemeinsam mit ihrem Manager ihr eigenes Label Paper Plane Records International.
"I've got no roots!"
Wir schreiben den 2. Dezember 2016: Release Day von „No Roots“. Während der Song in gleich zehn verschiedenen Ländern in die Top Ten kletterte, wurde er überall auf den Tanzflächen und auf den Kopfhörern gefeiert. Aber jetzt mal ehrlich: Habt ihr beim Mitsummen des Songs schonmal rüber nachgedacht, was die Zeilen eigentlich bedeuten? Let’s have a look!
I build a home and wait for someone to tear it down. Then pack it up in boxes, head for the next town running.
Ich habe mir ein Zuhause aufgebaut und warte bis es jemand niederreißt. Dann packe ich es in Umzugkartons, nichts wie weg in die nächste Stadt.
Alice beginnt das Lied und wir erkennen ganz klar die biografischen Züge in der ersten Strophe: Durch die vielen Umzüge, insgesamt 12 Stückan der Zahl, ist sie es gewohnt, ihre Zelte schnell wieder abzubauen und an einem neuen Ort wieder aufzuschlagen. Hierbei ist es auch spannend zu beobachten, dass sie ihr „Zuhause“ ganz allein erschaffen kann und es gleichzeitig in ein paar Kartons passt, um es mitnehmen zu können.
'Cause I've got memories and travel like gypsies in the night. And a thousand times I've seen this road, a thousand times…
Aber ich habe Erinnerungen und wandere wie Zigeuner der Nachts
Und schon tausend Mal habe ich diesen Weg gesehen, tausend Mal...
Die Überleitung zum Refrain scheint wie eine Begründung für ihren nicht sesshaften Lebensstil zu sein: Stolz singt Alice, dass sie ja ihre Erinnerungen bei sich hat, während sie auf der Reise ist. Schon tausendmal hat sie diese Straße gesehen - welche Straße? Wenn ihr mich fragt, geht es hier nicht um eine spezifische Straße an einem bestimmten Ort, sondern um die Straße im allgemeinen - durch ihre zahlreichen Reisen hat sie die Straßen dieser Welt schon unzählige Male gesehen und ist an diesen Anblick gewohnt.
I've got no roots, but my home was never on the ground.
Ich hab keine Wurzeln, da mein Zuhause sich nie auf (sicherem) Grund befand
Herzlich Willkommen im Refrain! Wenn wir Alice nun fragen würden, wo denn ihre Heimat liegt, würde sie uns mit den Lyrics im Chorus die ganz einfache Antwort geben: Ich habe keine Wurzeln, mein Zuhause war noch nie auf (sicherem) Grund. Damit meint sie nicht, dass sie ganz im Zurück-in-die-Zukunft-Style in einem schwebenden Haus gewohnt hat, sondern dass sich ihre Heimat nicht an einer bestimmten Stelle auf unserer Erde befindet. Nachdem sie an so viel unterschiedlichen Orten auf dieser Welt gelebt und dort Erinnerungen gesammelt hat, hat sie gemerkt, dass ihr Zuhause nichts physisches sein kann. Im Gegenteil, Alice sagt mittlerweile, dass sie sich dort am wohlsten fühlt, wo ihr Liebsten sind. In England bei ihren Eltern, in München bei ihrer besten Freundin oder auch in Berlin, wo sie nun mit ihrem eigenen Label ihre Musik produzieren darf.
Was lernen wir von Alice Merton und „No Roots“?
Der Schlüssel zu einem glücklichen „Zuhause-Gefühl“ muss keine Stadt, kein Land, oder kein bestimmtes Haus sein. Oftmals sind es die Umstände und die lieben Menschen um uns herum, die uns glücklich machen und uns in der Heimat ankommen lassen.
Kennt ihr dieses Gefühl von „Heimat-Menschen“? Lasst es mich gerne wissen!
Vielen Dank liebe Alice, dass wir gemeinsam ih deine Heimat-Welt abtauchen durften! Nächste Woche geht es mit einem neuen Song weiter - seid ihr schon gespannt?
Much Love,
Carlotta K.
Wer den Artikel lieber hören möchte, kann das gern hier tun.
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